Die Bavaria feiert Geburtstag

Sie ist wahrlich eine große alte Dame, die Bavaria. Der Griechenlandverehrung König Ludwig I. entsprungen und vom Bildhauer Ludwig von Schwanthaler als germanisches Prachtweib gestaltet, strahlt sie zu ihrem 154. Geburtstag in neuem Glanz.

Mehr als zwölf Jahre waren die Handwerker in der königlichen Erzgießerei in Neuhausen damit beschäftigt, die 18,5 Meter hohe Dame in Form zu bringen. Ihr stattliches Gewicht: 1560 Zentner. Das Erz stammte teilweise von untergegangenen Kanonen aus der Seeschlacht von Navarino im Mittelmeer.

Die Bavaria ist weltweit die einzige Kolossalstatue aus einem Guß. Ihre jüngere Schwester etwa, die berühmte Freiheitsstatue in New York, ist verschraubt. Zahlreiche Rückschläge gab es in den zwölf Jahren ihrer Entstehung und immer wieder stellten sich die Erzgießer Ferdinand von Miller und Johann Baptist Stiglmaier die bange Frage, ob das Werk überhaupt gelingen würde.

Es gelang, und der Überlieferung nach soll König Ludwig I. vor Rührung geweint haben, angesichts der monumentalen Schönheit, die am 7. August 1850 mit dem Aufsetzen ihres Kopfes vollendet wurde. Im Triumphzug war der riesige Bronzeschädel per Pferdefuhrwerk von Neuhausen zur Theresienwiese gebracht worden. Zuvor allerdings hatte er für Aufsehen gesorgt, als er vor zahlreichen Zuschauern aus der Grube gehoben wurde. Die staunten nicht schlecht, als die Kinder und Arbeiter Ferdinand von Millers aus dem Kopf der Bavaria krabbelten.

Nach ihnen sollten Unzählige das Haupt der stattlichen Dame besteigen und den Blick aus ihrem geräumigen Oberstübchen genießen. Natürlich ist er zur Wiesnzeit mit ihrem bunten Treiben besonders schön.